Hochbegabte Kinder sind Individuen mit ganz persönlichen Eigenschaften, Verhaltens- und Erlebensweisen, wie alle anderen Kinder auch. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch die sehr hohe Ausprägung ihrer Intelligenz von gleichaltrigen Kindern.
Ob hochbegabte Kinder Schwierigkeiten entwickeln, ist entscheidend davon abhängig, wie das Umfeld, d. h. die Familie, der Kindergarten oder die Schule, auf die Kinder mit ihren Begabungen und Interessen reagieren. Wenn sich das Umfeld flexibel auf diese manchmal ungewöhnlichen Kinder einstellt und ihnen wertschätzend und unterstützend begegnet, ist mit einer hohen Begabung zunächst kein besonderes Entwicklungsrisiko verbunden.
Ein häufiges Problem von hochbegabten Kindern besteht in einer immer wiederkehrenden oder gar permanenten intellektuellen Unterforderung im Kindergarten oder in der Schule. Das Lerntempo kann ihnen zu langsam sein und sie benötigen nicht so viele Wiederholungen, Erklärungen und Übungen wie durchschnittlich begabte Kinder.
Gleichzeitig kann nicht davon ausgegangen werden, dass begabte Kinder aufgrund ihrer besonderen intellektuellen Befähigung stets von sich aus in der Lage sind, sich ihrer Umgebung perfekt anzupassen und alle Schwierigkeiten selbstständig aufzulösen und zu überwinden. Daher brauchen hochbegabte Kinder eine angemessene pädagogische Begleitung und Unterstützung für ihre nächsten Lern- und Entwicklungsschritte. Vorurteile über hochbegabte Kinder wirken dabei in der Regel kontraproduktiv und können gar ein Lernen wichtiger personaler Kompetenzen wie beispielsweise Anstrengungsbereitschaft und Frustrationstoleranz verhindern.
Hochbegabte Kinder, die unter einer permanenten Unterforderung leiden und denen eine Anpassung aufgrund persönlicher oder äußerer Umstände nicht gut gelungen ist, können Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Sie stören z.B. in Kindergarten und Schule, spielen den Klassenclown, provozieren oder zeigen aggressive Verhaltensweisen.
Umgekehrt ist es auch möglich, dass die Schwierigkeiten internalisiert werden. In diesem Fall verhalten sich die Kinder in der Regel sehr angepasst und zunächst unauffällig, können aber unter einer erhöhten Depressivität oder psychosomatischen Beschwerden leiden oder zu Träumereien im Unterricht neigen und dadurch in ihrer weiteren Entwicklung gefährdet sein.
Wenn hochbegabte Kinder im Alltag oder in der Schule Schwierigkeiten haben, kann die Beratung und Testung einen ersten Anstoß geben, wieder eine neue Perspektive zu gewinnen und das Problem der Unterforderung zu lösen. Ziel einer Untersuchung ist es, eine Passung zwischen den Fähigkeiten und den Persönlichkeitsmerkmalen des hochbegabten Kindes und seiner Umwelt zu ermöglichen, die Handlungskompetenzen auf beiden Seiten zu verbessern und dem Kind so eine positive Entwicklung zu ermöglichen.