In der aktuellen Forschung existiert keine einheitliche Definition von Hochbegabung. Gemeinsam ist allen verschiedenen Modellen jedoch das Vorliegen einer sehr weit überdurchschnittlichen intellektuellen Leistungsfähigkeit. Neben der hohen allgemeinen Intelligenz verfügen Hochbegabte über jeweils spezifische Intelligenzfaktoren, die in unterschiedlichem Ausmaß verfügbar sein können, z.B. verbale, räumlich-abstrakte oder mathematische Faktoren.
Zusätzlich zur intellektuellen Fähigkeit (Intelligenz) lassen sich weitere Fähigkeits- bzw. Begabungsbereiche (wie soziale oder musische Begabung, bildnerisch-darstellende sowie psychomotorisch-praktische Begabung) unterscheiden, die als relativ unabhängig voneinander gelten und bei jedem Menschen verschieden stark ausgeprägt sein können. Wenn von „Hochbegabung“ die Rede ist, ist jedoch meist das Vorliegen einer sehr hohen allgemeinen Intelligenz, also einer hohen Denk- oder Problemlösefähigkeit, gemeint.
Traditionell werden Menschen als „hochbegabt“ bezeichnet, die in einem Intelligenztest einen Intelligenzquotienten (IQ) von 130 bzw. einen Prozentrang von 97,7 und höher erreichen. Der Prozentrang gibt dabei an, wie viel Prozent der Vergleichsgruppe gleich große oder kleinere Werte erzielt. Ein Prozentrang von 97,7 bedeutet beispielsweise, dass nur 2,3 Prozent der gleichaltrigen Kinder gleich große oder bessere Werte erzielt, d.h. dass das Kind zu den 2,3 Prozent der Besten gehört. Ein Prozentrang von 50 kennzeichnet ein durchschnittliches Ergebnis. Nach dieser Definition sind zwei bis drei Prozent der Bevölkerung als hochbegabt zu bezeichnen.
Gaußsche Normalverteilung - Normalverteilung der IntelligenzDie Intelligenz ist in der Bevölkerung normalverteilt (siehe Gaußsche Normalverteilung).
Neben der Unterscheidung zwischen einer durchschnittlichen und einer überdurchschnittlichen Intelligenz kann man innerhalb der Gruppe der Hochbegabten noch zwischen den Hochbegabten (meist ab einem Prozentrang von 97,7) und der Gruppe der Höchstbegabten (ab einem Prozentrang von ca. 99,7) unterscheiden.
Eine besondere Begabung bedeutet jedoch nicht, dass automatisch außergewöhnliche Leistungen erbracht werden. Eine Hochbegabung ist weder eine Garantie für schulischen noch für beruflichen Erfolg. Ob eine Hochbegabung sich auch in außergewöhnlichen Leistungen zeigt, ist von verschiedenen vermittelnden Faktoren abhängig. Zu diesen Faktoren gehören zum einen Persönlichkeitsmerkmale der begabten Person wie z.B. Motivation, Ausdauer, Leistungsbereitschaft oder Temperament, aber auch vermittelnde Faktoren der Umwelt wie z.B. die Förderung im Elternhaus und in der Schule, die Akzeptanz von Kindern und Erwachsenen, das Familienklima oder kritische Lebensereignisse. Wenn alle Faktoren positiv zusammenwirken, kann das hochbegabte Kind seinen Fähigkeiten entsprechende Leistungen zeigen. Dabei setzen intellektuelle – genau wie sportliche oder musikalische – Höchstleistungen neben einer grundlegenden Begabung auch ein intensives Training bzw. ein jahrelanges Üben voraus. Eine Hochbegabung ist keine statische Eigenschaft, sondern muss stets gefördert werden, damit sie sich weiterentwickeln kann.